„Fotonoviembre 2017″
TEA Tenerife Espacio de Las Artes, Santa Cruz de Tenerife, Spanien
9. November 2017 bis zum 28. Februar 2018

Hoppala – da staunt der Architekturfreund in Santa Cruz auf Teneriffa. Ganz sicher hat er nämlich bereits zielgerichtet Santiago Calatravas berühmtes Auditorio de Tenerife, das wirklich spektakuläre Opernhaus der Insel, besucht. Dass aber dann im renovierten Altstadtviertel von Santa Cruz plötzlich das TEA auftaucht – zumindest für mich war das beim ersten Besuch eine echte Überraschung. Ein tolles Gebäude, entworfen von Herzog & de Meuron und Virgilio Gutiérrez. Reingehen, staunen und phantastische Sichtachsen erleben. Also zunächst gilt: Egal was läuft – allein schon das Haus ist einen Besuch wert.
Aktuell ist das TEA ein Teil des „Internationalen Festivals der Fotografie von Teneriffa“ – genannt „Fotonoviembre“ (das zeitgleich an diversen Orten auf der Insel stattfindet). Und Fotonoviembre ist definitiv ein Festival für Experimente, ungewöhnliche Ideen, komplexe Konzepte. Nicht leicht zugänglich, aber wie so oft lohnt sich das Einlassen darauf – dann sind echte Perlen zu entdecken. Eine davon ist eine Serie von Fotografien (?) des Meeres. Abstrakt, jeweils 111 x 173 cm groß, immer monochrom, ausschließlich das Meer als blaue Fläche zeigend, aber in unterschiedlichen Farbschattierungen. Das ist zunächst eine ästhetisch fein austarierte Installation, die mir in ihrer geometrisch grafischen Anmutung wirklich gefällt.

Aber die Bilder haben ein Geheimnis. Nein, nicht eines, sondern mehrere (und so heißen sie auch „Secrets in the open sea“): Zunächst mal ist der Urheber unbekannt. Die Bilder – 29 an der Zahl, von denen sechs im TEA gezeigt werden – wurden 1993 gefunden – und zwar während des Abrisses der vom Krieg verwüsteten Geschäftsviertel in Beirut. Aber es wird noch spannender: Bei der Konservierung und Analyse der Arbeiten in Laboratorien in Frankreich und Großbritannien wurden aus den Prints winzige schwarz-weiß Bilder extrahiert, allesamt unterschiedliche Gruppenbilder von Männern und Frauen. Diese wiederum konnten alle identifiziert werden – es handelt sich ausschließlich um Menschen, die zwischen den Jahren 1975 und 1991 im Mittelmeer umgekommen waren. Was für eine Geschichte! Da kann man wirklich ins Staunen kommen, oder? Faszinierend. –MM