“Henry Moore – Impuls für Europa“
LWL-Museum für Kunst und Kultur, Münster
11.11. 2016 bis 19.03.2017

Eigentlich hatten wir schon viel früher einen weiteren Besuch des LWL-Museums für Kunst und Kultur in Münster geplant. Galt es doch, den im Herbst 2014 fertiggestellten modernen Anbau an den Neorenaissance-Altbau aus dem Jahre 1908 zu begutachten!
An diesem Wochenende war es dann soweit: Es hieß „Auf nach Münster zur Henry Moore-Sonderausstellung!“ Was soll ich sagen – beides hat uns nicht enttäuscht!
Der vom Berliner Büro Staab Architekten realisierte Umbau ist einfach umwerfend! Schon die beiden Eingänge „Domplatz“ und „Rothenburg“, aktuell bestückt mit Skulpturen von Henry Moore, wirken offen und einladend. In beiden Fällen gelangt man direkt in das helle, wirklich imposante Foyer mit einer Fläche von 700 m2 und Höhe von 14 m! Hier befinden sich neben den Kassen und Garderoben gleichzeitig die Eingänge zum Museumsshop, zur Bibliothek und zum Museumsrestaurant. Zudem gibt es natürlich auch auf der Eingangsebene einen Durchgang zum ursprünglichen Haus. Zur Kunst im 1. und 2. Obergeschoß gelangt man über lange Treppen am Rande der großzügigen Eingangshalle. Ein Weg, den auch Fußfaule nicht scheuen sollte, beschert er einem doch garantiert immer wieder neue, spannende Architektur-Perspektiven.
Insgesamt verfügt das erweiterte LWL-Museum nun über 7500 m2 Ausstellungsfläche für seine mehr als 300.000 (!) Exponate. Man sollte also schon ein wenig Zeit mitbringen, um einen näheren Blick in die 51 (!), allesamt farblich individuell gestalteten Ausstellungsräume werfen zu können. Thematisch geordnet erwartet den Besucher vor allem Kunst und Kultur der letzten 1000 Jahre. Der Sammlungsschwerpunkt liegt dabei auf Mittelalterlicher Sakralkunst Westfalens, Kunstwerken der Renaissance, des Barocks und des 19. Jahrhunderts sowie den von uns geliebten Werken der klassischen Moderne (z.B. Kirchner, Macke, Marc und Nolde) und der Gegenwartskunst (z.B. Albers, Frühtrunk, Piene, Richter, Serra, Stella und Trockel). Aufgrund des offenen Museumsbaus wird der lange Rundgang über zwei Etagen jedoch nie langweilig, eröffnen sich doch nicht selten spontan und unerwartet Sichtachsen in benachbarte Museumsbereiche, in die Innenhöfe oder auf die Stadt Münster selber.
Nun aber zu Sonderausstellung „Henry Moore – Impuls für Europa“. Die Werkschau umfaßt alle Schaffensphasen des Britischen Künstlers und zeigt neben 120 Moore-Arbeiten – Plastiken, Skulpturen und Papierarbeiten – auch Werke anderer Künstler. So stand er z.B. im regen Austausch mit Alberto Giacometti, Hans Arp und Barbara Hepworth, inspirierte aber auch jüngere Kollegen wie z.B. Joseph Beuys, Karl Hartung, Norbert Kricke und Bernhard Heiliger. Alles in allem eine wirklich großartige Konstellation! Wobei ich gerne zugebe, dass es mir besonders die vielen verschiedenen Plastiken und Skulpturen angetan haben. Besonders bei den großen Moore-Arbeiten musste ich mich richtig beherrschen, nicht spontan die Hand nach den wundervoll gestalteten Objekten auszustrecken. Während des gesamten Ausstellungsbesuchs schrei ein leises Stimmlein tief in meinem Inneren „Bitte berühr mich!“. Zum Glück bin ich jedoch allzeit stark geblieben… AEK