„Museum Morsbroich – Quo Vadis?“
Museum Morsbroich, Leverkusen
1951 – ?

In diesem Text soll es ausnahmsweise nicht um eine konkrete Ausstellung gehen. Es geht vielmehr um ein museales Kleinod im Rheinland, um einen besonderen Ort mit besonderer Geschichte und besonderem Charme. Schlagzeilen gab es zum Museum Morsbroich in Leverkusen in den letzten Wochen so einige. „Museum Morsbroich von Schließung bedroht“ schreibt die Online-Ausgabe des Kunstmagazins Art, die Print-Version im April dann meinungsfreudiger „Sparen mit Schaden“. „Die Gesellschaft wird versaut“ titelte die Rheinische Post zum gleichen Thema mit einem Zitat von Gerhard Richter.
Hintergrund: Die Prüfungsgesellschaft KPMG hat Optimierungspotenziale entdeckt und Maßnahmen vorgeschlagen. Und die Top-Einsparung verspräche eine Schließung des Museums. Fast 800.000 Euro jährlich, heißt es.
Nun ist das Museum Morsbroich etwas besonderes. Als erste Museumsneugründung der Bundesrepublik für Gegenwartskunst ist es seit jeher Plattform für aktuelle Künstlerinnen und Künstler. Es ist Vorreiter und Wegbereiter – bis 1986 (!) gab es in Nordrhein-Westfalen nur zwei Museen für Gegenwartskunst, nämlich Morsbroich und das Kunstmuseum Krefeld. Und in Morsbroich wird hervorragende Kunst gesammelt und Kunst hervorragend präsentiert. Die Ausstellungen im Schloss nehmen Besucher immer wieder mit auf spannende Reisen und bereiten Zusammenhänge so auf, dass Werke lebendig werden, dass Verständnis entsteht, Zugang zur Gegenwartskunst, im besten Fall Begeisterung. Das gilt für aktuelle Ausstellungen wie die im September 2015 hier besprochene „Postminimalistische Kunst aus dem Rheinland“. Und das galt auch in der Vergangenheit, wo mit Ausstellungen wie „Lenbach“ 2003 oder „Yes Yes Yes Yes“ 2005 und vorher und nacher immer wieder Highlights geschaffen wurden, ohne dabei auf Massen-Kunstspektakel zu setzen. Ruhig, klar, bedächtig, provozierend, erhellend. Morsbroich ist vieles. Und eine Schließung wäre ein immenser Verlust. Für die Stadt, für die Region und für die Menschen – Künstler wie Besucher.
Und ich schließe gerne mit zwei Zitaten, die zur Geschichte des Museums auf seiner Website zu lesen sind: „Das Museum Morsbroich zählt unbestritten zu den wenigen herausragenden Kristallisationspunkten einer Leverkusener Identität.“ Und: „Der Umgang mit dem Morsbroicher Erbe bildet eine Blaupause für die Zukunftsfähigkeit der Stadt Leverkusen.“ So ist es wohl. Und Schließung des Museums hieße daher auch: Selbstdemontage einer Stadt. -MM