„Zerlegt! Montiert“
Collagen von Nadin Maria Rüfenacht, Anett Stuth und Christopher Muller
29.1.2016 – 22.5.2016
Museum Ratingen, Ratingen

Seit Jahrzehnten beschäftigen sich Kunstschaffende immer wieder mit der Technik der Collage. Mir fallen sofort der große John Heartfield ein oder auch Klaus Staeck – beide Meister einer klar politischen Montagekunst. Und die Collage lebt offenbar in vielen Facetten weiter: Da wird geschnitten, geklebt, montiert, gebaut, verschoben, neu zusammengesetzt. Und damit gleich auch in neues Licht gesetzt, kommentiert, um die Ecke gedacht. Aktuelle Beispiele dafür, wie sich die Collage in der Gegenwart darstellen kann, zeigt nun das Museum Ratingen mit Arbeiten von zwei Künstlerinnen und einem Künstler. Anett Stuth kreiert zum Beispiel collagierte Fotografien, die zunächst ganz „normal“ wirken – und dann bleibt man stehen, sucht, rätselt. Die einsame Zuschauerin im großen Kinosaal, die statt auf eine Leinwand auf einen leeren anderen Kinosaal schaut. Ein Gang in einer Art Verwaltungsgebäude, an dessen frontaler Wand scheinbar ein großes Foto hängt, in dem ein anderer Raum mit einem Foto hängt, auf dem ein Raum mit einem Foto zu sehen ist… Nadin Maria Rüfenacht collagiert geradezu groteske Figuren aus ausgeschnittenen Fragmenten verschiedenster Formen und bietet damit die in der Ausstellung zumindest technisch „klassischsten“ und sofort als solche erkennbaren Collagen. Christopher Muller schließlich kombiniert in seinen Fotomontagen Situationen oder bringt Gegenstände zueinander, die den gewohnten Blick auf eine Fotografie stören. Da drängt sich eine Art Bügelbrett in die Fluss-Ansicht oder ein Draht stört den Blick auf die Wiese. Man bleibt hängen, gerät als Betrachter ins Stocken.
Ein generelles Wort zum Abschluss: Das Museum Ratingen ist sicher kein riesiges oder sonderlich bekanntes Haus. Und es liegt mitten in einer Region, die hervorragend ausgestattete Museen von Weltrang zu bieten hat; eine Region also, in der es nicht ganz leicht sein dürfte, sich als kleines städtisches Museum zu behaupten. Um so mehr Respekt dafür, dass es den Ratingern gelingt, immer wieder hervorragende Ausstellungen zu machen. Chapeau! -MM